Bedeutende Grabstellen

Ernest Thorn

Abteilung IV rechts, Reihe 5, Nr. 5

Zauberkünstler und Magier – „Das Leben ist eine Illusion / Der Tod ist ein unlösbares Rätsel“ (Grabinschrift)
  • 22.9.1853 Geburt von Moses Abraham Thorn in Jaroslau/Galizien als Sohn des Kleinunternehmers Leo Thorn in einer deutschsprachigen Familie

  • 1863 weckt ein Gastspiel des Zauberers Maestro Simonelli Thorns Interesse für die Magie

  • 1856 T. erlebt den ebenfalls aus Jaroslau stammenden und seinerzeit berühmten Magier Prof. St. Roman, dem er heimlich hinterherreist, um bei ihm in die Lehre zu gehen

  • 1867 T. besucht in Wien den populären Magier Henry Smith alias Cagliostro und wird dessen Assistent. Er baut eine Ein-Mann-Show auf und geht damit auf Reisen, wobei er Genehmigungen und Säle besorgt, Plakate klebt, Sitze nummeriert und selbst Eintritt kassiert. Seine humorige Art und Geschicklichkeit machen ihn bald bekannt

  • 1870er Jahre T. wird in Berlin Assistent und Schüler des jüdischen Zauberers Bellachini, unter dessen Fittichen er sich zum erstklassigen Magier entwickelt. Nach der Trennung von Bellachini unternimmt er eigene Tourneen, u.a. nach Konstantinopel, Ägypten und Indien

  • 1879 Ernest (wie er sich nun nennt) gründet mit seinem jüngeren, ebenfalls von der Zauberei besessenen Bruder Heinrich (Henry) das Duo „Thorn & Darvin“, mit dem sie weltweit erfolgreich sind. Gastspiele u.a. in Sydney, San Francisco und auf Hawaii

  • 1882 Ernest T. ist von den USA begeistert und wird US-Staatsbürger

  • 1880er Jahre Tourneen nach Rumänien, Serbien, Bulgarien, Griechenland, Ägypten und der Türkei. T. zählt nun zu den bekanntesten Zauberkünstlern des 19. Jahrhunderts

  • 1890 Bruder Henry bleibt in den USA und heiratet. Ernest lernt in Konstantinopel Julie Zücker (*1869) kennen, die seine Frau und neue Assistentin wird. Mit ihren „Sechs sensationellen Illusionen in weniger als 20 Minuten“ geben sie u.a. in Wien über 200 Vorstellungen

  • 1904 Ernest und Julie gastieren je vier Wochen in London, Kopenhagen und Stockholm

  • 1908-10 Zweijährige Tournee durch Südamerika und die USA. Wiedersehen mit Henry, der inzwischen nach Leipzig übergesiedelt ist, um dort ihre 82-jährige Mutter zu pflegen

  • 1912-14 Ernest tourt, erneut mit Henry, in Südostasien. 1914 zieht auch er nach Leipzig in die heutige Kurt-Eisner-Straße 73. Er wird eines der ersten Mitglieder des „Hamburger Magischen Zirkels Deutschland“ (Mitgliedsnummer 14) und 1918 dessen Ehrenmitglied

  • 1919 Tod seiner Frau Julie; von da an tritt T. nicht mehr auf. Die Inflation vernichtet seine Ersparnisse, um zu überleben verkauft er seine Zauberutensilien und Tournee-Mitbringsel

  • 21.5.1928 Ernest Thorn stirbt verarmt in Leipzig

  • 1943 Tod des Bruders Henry, der Ernest bis zuletzt gepflegt hat, im Jüdischen Altersheim in der Färberstraße 11. Beide werden auf dem Alten Israelitischen Friedhof beigesetzt